Stratus / Altostratus - PiotrP

Polnische Segelflugzeuge und Amateurkonstruktionen
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Stratus / Altostratus

Amateurkonstruktionen > ab N bis S

Konstrukteur: Józef Borzęcki
Erstflug: ? 1961 (1972)*
Spannweite: 9,30 (10,0) m  
Länge: 5,40 (5,50) m
Flügelfläche: ? (8,2) m²
Streckung: ?
Gewicht: 110 (90) kg
Abfluggewicht: 180 (160) kg
Gleitzahl: ? (20) bei ? ( 70) km/h
Sinkgeschw.: ? (0,9) bei ? km/h
Mindestgeschw.: 48 km/h
Max. Geschw.: 100 km/h
Startrollstrecke: 82 Mtr.
Motorleistung: 7 (24) KM
Hubraum: ? (540) ccm
Motor incl. Proppeller - Gewicht: 16 (15) kg
Treibstoffverbrauch: ? (2,5) l/h (2-Takt Mischung)

Achtung: Daten (*) in Klammern betreffen den Altostratus

Foto: Zbigniew Bogusz
Stratus - Altostratus

Józef Borzęcki, geboren am 19.03.1928 in Olszany / Kreis Nowy Sącz, beendete die Ausbildung im Staatlichen Lyzeum der Mechanik, Fachrichtung Konstruktion in Wrocław. Die erste Konstruktion von Józef Borzęcki war der Motorsegler Stratus. Der Konstrukteur war der erste Amateurkonstrukteur im Nachkriegspolen. Der Konstrukteur hat die Entwicklung 1952 begonnen und 1961 konnte der "Stratus" eingeflogen werden. Man muss bedenken, dass es in diesen düsteren kommunistischen Zeichen eine verbotene Initiative war und der begeisterte Konstrukteur machte sich Strafbar. Das untere Bild vom "Stratus" im Flug ist während des Einfliegens 1961 entstanden. Auf einem anderen Foto ist der "Śniegolot" zu sehen, es war eine Variante des Fahrwerks um aus dem Schnee zu starten.
In der ganzen Zeit zwischen 1961 und 1966 flog der Konstrukteur mit dem "Stratus" geheim.

Am Ende der 60er Jahre wurde der Stratus einem weitgehenden Umbau unterzogen. Der Konstrukteur hat einen verschrotteten Komar gekauft und zu dem Stratusrumpf die Komarflächen angepasst. Gleichzeitig hat der aus zwei Anlassermotoren Typ Rydel einen Vierzylinder-Zweitaktboxer gebaut und in seinem Motorsegler eingesetzt.

Der so umgebaute "Stratus" ist auf "Altostratus" umbenannt worden. Auf einem folgenden Bild ist der "Altostratus" mit seinem Konstrukteur auf einem Fliegertreff in Wroclaw 1975 zu sehen. 1967 hat Józef Borzęcki eine Auszeichnung "Błękitne Skrzydła" (Blaue Schwingen) erhalten. In den folgenden Jahren wurde er zum Ausschuss für Amateurkonstruktionen vom Polnischen Aeroclub gewählt. Der Altostratus ist bis 1982 benutzt worden. Die letzte Konstruktion von Herrn Borzęcki war ein Ultraleichtflugzeug JB4 "Skowronek" (Siehe Foto mit eigenhändigen Notizen des Konstrukteurs). Bei einem der ersten Flüge am 14.10.1990 brach auf 200 Metern Höhe der linke Flügel und der Konstrukteur ist tödlich verunglückt.

Der Konstrukteur, wie sich seine Witwe erinnert, folgte sein ganzes Leben folgenden Mottos:
"Der Drang eigene Flügel zu besitzen gebärt wenn jemand sich gefangen fühlt."
"Jeder Flug gibt ein bisschen Freiheitsgefühl."
"Wenn ich ein Flugzeug baue habe ich das Gefühl, als ob ich Gefängnisgitter zersäge"

1980 hat der Verlag Ossolineum-Wrocław ein Buch des Konstrukteurs herausgegeben "Na własnych skrzydłach" (auf eigenen Flügeln).

Hier noch Bemerkungen und Informationen, die mir Herr Zbigniew Bogusz - Freund und Helfer von Herrn Borzęcki - zugeschickt hat:

"STRATUS"

Die ersten Starts wurden durchgeführt, während der "Stratus" durch einen kleinen tschechischen Motorsägen-Motor "Pilana" angetrieben wurde. Aufgrund der sehr geringen Motorkraft, die gerade für den geraden Flug ausreichte, haben wir Gummiseile als Starthilfe benutzt. Die Gummiseile wurden an großen Stahlheringen befestigt, die tief in die Erde eingeschlagen waren und die Spannung der Seile erfolgte mit Hilfe einer VW Amphibie (Kübelwagen) aus dem zweiten Weltkrieg, der wiederaufgebaut wurde nachdem er aus einem See geborgen war. Ein mal kam während des Spannens des Seils der Hering aus dem Boden und verursachte so fast einen Unfall. Das beschleunigte die Entscheidung, einen kräftigeren Motor einzusetzen.
Der Rumpf war im Ganzen aus Handgewickeltem Aluminiumrohr aus Handgenietetem Blech gefertigt. Die Aluminumnieten in Mengen von ca. 1400 Stück wurden ebenso von Hand aus einer Aluminumleitung, die wir auf einer Müllhalde gefunden haben, selbst hergestellt. Das allein hat uns ein paar Monate Arbeit gekostet. Der "Stratus" war eine von nicht vielen Konstruktionen, die mit V-Leitwerk ausgestattet waren. Das V-Leitwerk ist eingesetzt worden um Gewicht, Kosten und Arbeitszeit zu sparen.
Ursprünglich hatte der "Stratus" eine klassische Steueranordnung (Steuerknüppel und Pedale). Später hat der Konstrukteur so genannte "kombinierte" Steueranordnung eingesetzt, so dass das Seitenruder mit den Querrudern über den Steuerknüppel gesteuert wurden. Das Prinzip ist auf der Skizze unten abgebildet.

"ALTOSTRATUS"

Der komplette Rumpf und Leitwerk wurden ohne Veränderungen vom Stratus übernommen. Jedoch bekam die modernisierte Konstruktion einen neuen Antrieb, ein eigenhändig zusammengebauter 4-Zylinder 2-Takter (Boxer), der aus zwei Rydel-Motoren entstanden ist (der Motor hatte die Bezeichnung RB bekommen, von Rydel-Borzęcki).

Die Stratustragflächen (von einem Kranich) wurden durch leichtere vom Segelflugzeug "Komar" ersetzt.
Die Konstruktion war optimiert für schnelleres und einfaches Zusammen- und Auseinanderbauen (flugfähig - transportfähig). Um das zu erleichtern, hat man einen konischen Stahlzapfen in der Mitte des Rumpfes eingebaut, auf dem der Reihe nach Metallaugen, die an Träger der Flächen montiert waren, eingesetzt wurden. Die Anlenkung des V-Leitwerks hatte auch Schnellverschlüsse eingebaut.
Die Rekordzeit um den "Altostratus" vom transport- bis flugfertig zu machen betrug 5 Minuten und 12 Sekunden, die ich mit der Stoppuhr aufgenommen habe. Ich selbst brauchte nach kurzem Training 7 bis 8 Minuten.
Beim "Altostratus" konnte man während des Fluges den Motor abstellen und ihn mit Hilfe eines mechanischen Seilzugs wieder anlassen, der auf einer Federtrommel aufgewickelt war. Die Trommel saß auf der Kurbelwelle. Der ganze Mechanismus befand sich in der Kabine an Stelle der Pedale. Das System ist viel in der Luft mit Erfolg eingesetzt worden, was eine enorme Treibstoffersparnis an den thermikreichen Tagen gebracht hat.
Die Konstruktion war auch im Winter mit am Fahrwerk angeschnallten Skiern flugfertig.
Eine interessante, obwohl nicht gewollte Veränderung des Seglerverhaltens ist, nach dem die neue Fläche eingesetzt wurde, eingetreten. Bei niedriger Geschwindigkeit hatte der "Altostratus" die Tendenz zum "Windrichtungszeiger" zu werden. Wie eine Fahne drehte er sich, sobald eine kräftige Seitenwindböe ihn beim Aus- oder Anrollen mit niedriger Geschwindigkeit erwischt hatte. Je schneller er wurde, desto weniger empfindlich reagierte er. Das hatte keine Probleme auf Grasbahnen verursacht, aber lästig und gefährlich war es beim Crosswindstart oder Landung auf Asphalt.
Zg.: Roman Kiełpikowski

© Piotr Piechowski
since 2002

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